Bei den Terroranschlägen des 11. September 2001 wurden zwei Passagierflugzeuge entführt und nacheinander in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center gejagt. Diese stürzten innerhalb von eindreiviertel Stunden ein. Allein in New York kamen 2.763 Menschen ums Leben. Eine weitere Gruppe an Terroristen brachte eine Passagiermaschine über dem Pentagon zum Absturz. Ein viertes entführtes Flugzeug schlug wenig später in Shanksville, Pennsylvania, ein. Es verfehlte als einziges sein Ziel – mutmaßlich war von den Attentätern geplant, es in das Weiße Haus, das Kapitol oder den Landsitz des US-Präsidenten in Camp David zu fliegen.
In New York war es ein sonniger Morgen, in Europa Nachmittag. Weltweit saßen die Menschen gebannt vor den Fernsehern und starrten fassungslos auf das Geschehen.
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Transponder ausgeschaltet
Es dauerte lange, bis der Ernst der Lage von den US-Behörden erkannt wurde: Um 8.19 Uhr Ortszeit hatten die Terroristen im ersten Flugzeug, dem Linienflug American Airlines 11 von Boston nach Los Angeles, den Transponder abgeschaltet. Die Maschine mit 92 Menschen an Bord konnte damit nur noch sehr eingeschränkt von den Fluglotsen beobachtet werden: Flughöhe, Geschwindigkeit und Kennung konnten nicht mehr automatisch zugeordnet werden.
Zur selben Zeit informierten zwei Flugbegleiterinnen die zivile Luftüberwachung FAA über die Entführung. 18 Minuten später informierte diese das militärische Luftverteidigungskommando NORAD und bat darum, dass Kampfjets die Maschine begleiten sollten. Doch weil zeitgleich eine Anti-Terror-Übung stattfand, kam es zu einer weiteren Verzögerung. Und als die Piloten um 8.46 Uhr schließlich aufstiegen, erhielten sie keine Zielangaben, sondern blieben im Luftraum vor der Küste von Long Island.
Genau um 8.46 Uhr flog die entführte AA11 mit einer Geschwindigkeit von 750 km/h zwischen dem 93. und 99. Stock in den 417 Meter hohen Nordturm des World Trade Centers, WTC1. Zwei Minuten später stiegen TV-Stationen in die Liveberichterstattung ein.
Fatale Fehleinschätzung
Zunächst dachte man an einen Unfall. Die Menschen im Südturm (WTC2) wurden daher angewiesen, im Gebäude an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben. Das war eine fatale Fehleinschätzung: Um 9.03 Uhr flog die in Boston entführte Passagiermaschine der United Airlines mit 65 Menschen an Bord (Flug UA-175) in den Südturm. Ab diesem Moment war allen klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelte.
Die Evakuierung des gesamten WTC-Komplexes – auch WTC 3, 4, 5, 6 und 7 – wurde gestartet. Gleichzeitig versuchten Rettungskräfte, zu den Menschen zu gelangen, die in den beiden getroffenen Türmen in den Stockwerken über den Einschlagstellen eingeschlossen waren.
Einsturz der Türme binnen 29 Minuten
Der Südturm stürzte um 9.59 Uhr völlig zusammen. Die Trümmer begruben das WTC3 und das WTC4 ebenso unter sich wie die St. Nicholas Greek Orthodox Church. Das daneben stehende 39-geschoßige Deutsche Bank Building wurde so schwer beschädigt, dass es über zehn Jahre Stock für Stock abgetragen werden musste.
Um 10.28 Uhr – 102 Minuten nach dem Einschlag des ersten Flugzeugs – stürzte der Nordturm völlig zusammen. Trümmer des Wolkenkratzers zerstörten das WTC5 und das WTC6 weitgehend.
Zwischen dem Treffer des ersten und dem Einsturz des zweiten Turms lagen 102 Minuten. Gut eineinhalb Stunden, in denen – das sollte sich in der Folge zeigen – die USA und die gesamte westliche Welt in ihrem Sicherheitsgefühl schwer erschüttert wurden. Die Effekte von 9/11 und der Reaktion des Westens auf diesen und nachfolgende Terroranschläge haben die Welt in vielerlei Hinsicht verändert.
Das kurz nach dem Einschlag des United-Airlines-Flugzeugs in den Südturm evakuierte WTC7 wurde auch schwer beschädigt. Teile der Fassade gerieten in Brand. Stunden später, um 17.20 Uhr kollabierte auch dieses 186 Meter hohe Gebäude komplett.
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Zweiter Terrorschauplatz Pentagon
Nur 34 Minuten nach dem Einschlag des zweiten Flugzeugs im WTC in New York, lenkten fünf saudische Al-Kaida-Mitglieder das zuvor in Washington DC entführte American-Airlines-Flugzeug (Flug AA77 von Washington DC nach Los Angeles) ins Pentagon in Arlington County, Virginia. Das Flugzeug schlug um 9.37 Uhr in die fünfseitige Zentrale des US-Verteidigungsministeriums ein, das auslaufende Kerosin löste einen Großbrand aus.
Das vierte Flugzeug wurde um 9.28 Uhr – also 25 Minuten nach dem Einschlag des zweiten Flugzeugs ins World Trade Center – von einer Vierergruppe Al-Kaida-Terroristen entführt. Es war der United-Airlines-Flug 93, von Newark (bei New York) nach San Francisco. Die Boeing mit 44 Menschen an Bord wurde wenige Minuten nach dem Start von den Terroristen gekapert. Mehrere Passagiere erfuhren durch Bordanrufe allerdings von den Anschlägen auf das WTC. Sie versuchten ab 9.57 Uhr, die Entführer, die sich im Cockpit eingesperrt hatten, zu überwältigen. Der Pilot der Terroristenzelle brachte das Flugzeug um 10.03 zum Absturz. Es zerschellte nahe Shanksville, rund 100 Kilometer östlich von Pittsburgh.
Erst um 10.30 Uhr, als alle Terrorangriffe längst vorbei waren, erhielt die Luftabwehr den Befehl, entführte Flugzeuge abzufangen und nötigenfalls abzuschießen.
9/11: Zeugen aus den Towers
Sie waren am 11. September 2001 in den Twin Towers des New Yorker World Trade Center gefangen und haben überlebt. Mehrere Zeugen berichten über die traumatisierenden Ereignisse.
Tausende Tote
Bei den Terroranschlägen kamen 2.996 Menschen ums Leben, 2.763 allein bei den Anschlägen aufs WTC in New York. Tausende wurden teils sehr schwer verletzt. Rund 200 Menschen, die oberhalb der Einschlagstellen in den beiden WTC-Türmen eingesperrt waren, stürzten sich in den Tod. Bei den Rettungsmaßnahmen kamen 343 Feuerwehrleute, 37 Beamte der New Yorker Hafenbehörde und 23 Polizisten ums Leben. 75 Passanten wurden getötet. Tausende Menschen dürften seither an Spätfolgen – etwa Krebserkrankungen wegen giftiger Dämpfe im Umfeld des WTC – gestorben sein.
Gedenken an Terroropfer
Die Anschläge von 9/11 jähren sich heute zum 20. Mal. Die Anschläge veränderten die Welt. In den USA wird der Tag mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen begangen.
Noch am Tag der Anschläge spekulierten US-Medien über al-Kaida und deren Anführer Osama bin Laden als Verantwortliche für die Anschläge. Auch die US-Regierung beschuldigte Bin Laden. Dieser begrüßte die Anschläge, bestritt aber zunächst, dafür verantwortlich zu sein. Mehr als drei Jahre später – wenige Tage vor der Wiederwahl von Präsident George W. Bush – erklärte Bin Laden in einem Video, warum er die Anschläge plante, und drohte mit weiteren Attentaten, sollten die USA ihre Politik, insbesondere im Nahost-Konflikt, nicht ändern.
Hinweis
Der ORF berichtet in einem multimedialen Schwerpunkt über die Ereignisse am 11. September und deren Folgen – mehr dazu in tv.ORF.at.
Nicht erster Anschlag auf WTC
Es war übrigens nicht der erste Al-Kaida-Anschlag auf das World Trade Center. Im Februar 1993 zündeten sechs Terroristen in der Tiefgarage des Nordturms eine 700-Kilogramm-Bombe; sechs Menschen starben. Geplant war offenbar, den Nordturm zum Einsturz zu bringen und ihn auf den Südturm fallen zu lassen. Doch das Attentat scheiterte wegen der zu geringen Sprengkraft.
TVThek-Hinweis
Das „Weltjournal“ zeigt die bewegende Geschichte von fünf Überlebenden: „Es war einfach eine Reihe von Entscheidungen, die sich als richtig erwiesen haben, weshalb ich überlebt habe“, erzählt der französische Geschäftsmann Bruno Dellinger.
- tvthek.ORF.at
Ausnahmezustand dauert bis heute an
Die USA verhängten am 14. September den Ausnahmezustand, der bis heute nicht aufgehoben wurde. Weltweit verschärften Staaten ihre Anti-Terror-Gesetzgebung, meist unter Einschränkung individueller Freiheiten für alle. Und am 7. Oktober starteten die USA den Krieg in Afghanistan, die Operation „Enduring Freedom“, um das Taliban-Regime zu stürzen und al-Kaida zu bekämpfen, nachdem sich die Taliban geweigert hatten, Bin Laden auszuliefern. Auch den 2003 gestarteten Irak-Krieg begründeten die USA mit 9/11. Mehr als eine Million Menschen kam laut der Ärzteorganisation IPPNW insgesamt beim Krieg gegen den Terror ums Leben.
Am 2. Mai 2011 tötete eine US-Spezialeinheit Osama Bin Laden in Pakistan. Im August 2021 eroberten die Taliban nach der US-Abzugsankündigung handstreichartig wieder Afghanistan, und am 30. August verließ der letzte US-Soldat Afghanistan: Der längste Krieg, den die USA bisher geführt haben, war damit beendet.